Mitarbeiterbindung I Management I Karriereoptimismus
Culture Amp: Das Ende eines Missverständnisses – Generationsunterschiede am Arbeitsplatz
25. Februar 2025
Jede Generation hinterfragt die nachkommende, gleichzeitig übernimmt jede junge Generation bestehende Denkmuster – so weit ist das nichts Neues und gilt unbestritten auch für die Arbeitswelt. Dennoch – der Konflikt zwischen den Altersgruppen polarisiert auch am Arbeitsplatz. Was wurde nicht schon alles über die Generation Z geschrieben und gesagt. Die heute 16- bis 30-Jährigen gelten im Allgemeinen als unverbindlich und über die Maßen hinaus selbstbewusst. Die Älteren haben sie im Verdacht, weniger an Leistung und mehr an Life-Balance interessiert zu sein.
Culture Amp ist diesem Phänomen nachgegangen und hat Daten der jeweiligen Altersgruppen aus dem Jahr 2024 mit Daten aus dem Jahr 2015 verglichen. Die Ergebnisse belegen, dass die Generationenunterschiede am Arbeitsplatz eher die verschiedenen Lebensphasen und Karrierestufen widerspiegeln, die Mitarbeitende im Laufe ihres Berufslebens durchlaufen und weniger einem aktuellen tiefgreifenden Generationenkonflikt oder gar einer „fehlgeleiteten“ Jugend geschuldet sind.
Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:
Mitarbeiterbindung: Der Blick auf die Benchmark-Daten aus dem Jahr 2024 zeigt, dass sich die Generation Z im Vergleich zu anderen Generationen am wenigsten mit ihrem Unternehmen verbunden fühlen (70 % der Boomer wollen im Unternehmen bleiben, 50 % der Generation Z wollen kurzfristig bleiben).
Betrachtet man jedoch die Daten aus dem Jahr 2015 und die Millennials, die damals genauso alt waren wie die Generation Z heute, so ergibt sich das gleiche Muster wie bei der heutigen Generation Z: Tatsächlich fühlten sich Millennials in ihrer Jugend sogar noch weniger zum Bleiben verpflichtet als die Generation Z heute.
Management: Der Generation Z wird nachgesagt, sie sei schwer zu führen. Die Daten deuten jedoch darauf hin, dass die Mitarbeitenden der Generation Z ihre Vorgesetzten von allen in einem Unternehmen arbeitenden Altersgruppen am positivsten beurteilen. Über alle Generationen hinweg ist zudem ein Abwärtstrend zu beobachten: Je älter die Generation, desto weniger positiv ist ihre Sichtweise auf die Führungskräfte.
Der Vergleich mit den Daten von 2015 zeigt das gleiche Bild: Junge Millennials äußerten sich damals am positivsten über das Management, danach sank die positive Wahrnehmung.
Karriereoptimismus: Die Analyse legt eine interessante Wechselwirkung zwischen dem Karriereoptimismus und der Mitarbeiterbindung offen. Sowohl die Beschäftigten der Generation Z als auch die jungen Millennials aus dem Jahr 2015 wiesen den höchsten Karriereoptimismus bei gleichzeitig niedrigster Bleibeabsicht auf. Das bedeutet demnach nicht unbedingt, dass junge Arbeitnehmer flatterhaft sind.
Sie sehen die Arbeitswelt als ein Feld voller Möglichkeiten, das es zu erkunden gilt. Dabei sind sie offen für neue Wege und sehen Veränderung als Chance zur Weiterentwicklung. Statt sich an einen einzigen Arbeitgeber zu binden, erkennen sie das Potenzial, sich vielfältig zu entfalten. Im Vordergrund steht nicht das Wo, sondern das Wie der Weiterentwicklung. Dieses Verhalten wird von älteren Generationen jedoch oft als mangelnde Loyalität interpretiert. Tatsächlich zeugt die niedrige Mitarbeiterbindung aber eher von Karriereoptimismus und dem Wunsch nach beruflicher Entfaltung.
Dr. Arne Sjöström ist Regional Director, People Science EMEA bei Culture Amp kommentiert: Generationsbedingte Stereotypen sind am Arbeitsplatz weit verbreitet. Wieoft hören wir, dass die Generation Z weniger engagiert ist, sich mehr auf persönliche Interessen konzentriert und im Vergleich zu anderen Generationen häufig als „Jobhopper“ abgestempelt wird. Diese Voreingenommenheit kann die Kluft zwischen den Generationen weiter vertiefen, zu Missverständnissen führen und Vorurteile verstärken. Wenn wir jedoch die Daten betrachten, kommen wir zu einer differenzierteren Sichtweise. Die Verhaltensweisen, die mit einer Generation in Verbindung gebracht werden, beziehen sich oft auf bestimmte Lebens- und Karrierestufen. Diese Erkenntnisse können zu einer Neubewertung beitragen und wertvolle Lehren für Führungskräfte liefern. Indem wir uns auf die jeweilige Lebens- und Karrierephase unserer Mitarbeitenden konzentrieren, statt mit strengen Generations-Schubladen zu argumentieren, können wir ein Arbeitsumfeldschaffen, der alle unterstützt. Das führt zu einem verbesserten Engagement und einer höheren Mitarbeiterbindung.
Erkenntnisse für Unternehmen
Junge Mitarbeitende sehen in ihren Vorgesetzten Vorbilder und Mentoren. Dies bietet Unternehmen eine einmalige Chance, die Mitarbeiterbindung zu stärken. Führungskräfte können sich diese positive Einstellung der jungen Generation zunutze machen, indem sie die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden fördern und so ihre Bindung an das Unternehmen vertiefen.
Das Verhalten am Arbeitsplatz spiegelt oft die Karrierephase wider, in der sich die Mitarbeitenden befinden, und nicht die Generation, der sie angehören. Jüngere Mitarbeitende zeigen sich – unabhängig davon, ob sie der Generation Z oder der Generation der Millennials angehören – durchweg optimistisch und offen für Veränderungen. Dies sind Eigenschaften, die typisch für frühe Berufsphasen sind. Deshalb sollten sich Führungskräfte weniger auf Stereotype konzentrieren, sondern mehr darauf, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in jeder Phase ihrer beruflichen Laufbahn zu erfüllen. So lässt sich das Engagement und die Bindung an das Unternehmen fördern.
Zur Methodik Culture Amp untersuchte die unterschiedliche Wahrnehmung des Arbeitsplatzes zwischen den Generationen und verglich die Daten aus dem Jahr 2024 mit denen aus dem Jahr 2015. Die Einteilung der Altersgruppen erfolgte auf der Basis der Definition on Pew Research wie folgt: Für die Daten aus dem Jahr 2015: Millennials (20-27 Jahre), Gen X (36 – 45 Jahre), Boomer (56-66 Jahre) Für die Daten aus dem Jahr 2024: Gen Z Alter (20-27 Jahre), Millennials (36-45 Jahre), Mischung aus Gen X und Boomern (56-65 Jahre)
Die Daten aus dem Jahr 2024 umfassten 3992 Unternehmen und 1 285 558 Nutzer. N-Größen: · Für 2024 gab es 4028 Unternehmen und 1.242.514 Nutzer. · Für 2015 gab es 187 Unternehmen und 33.258 Nutzer.